Bilderbücher von 0-5 Jahre

Bücher bedeuten Sprache und Kommunikation, später dann Lesen und Lernen. 

Kleinkind mit Buch

Bild: Veronika Mayer-Miedl

Bereits vor der Geburt nimmst du Kontakt mit deinem Kind im Mutterleib auf: Singen, Plaudern, manche ganz Ehrgeizige lesen sogar schon vor! Erlaubt ist, was sich für dich gut und richtig anfühlt und dir Freude macht in dieser ersten gemeinsamen Zeit.

Grundsätzlich soll dein Kind so bald wie möglich mit Büchern in Berührung kommen. Bücher werden so wie andere Gegenstände als Selbstverständlichkeit im Alltag erlebt und können lustorientiert erforscht werden. Die Begeisterung, mit der dein Baby alles Neue entdeckt, kannst du kinderleicht für die frühe Leseförderung nützen: Das ist wirklich eine ganz große Weisheit und erspart später viel Animationsarbeit.

 

  • Weich und bunt: Stoffbilderbücher

Die ersten „Bücher“ gibt es für Kinder im Alter von ca. 3 Monaten. Sie sind kuschelig und farbenfroh: Rottöne kann dein Kind von allen Farben am frühesten erkennen. Wenn es auch noch raschelt oder knistert, dann ist jedes Hantieren damit spannend. Bei der Auswahl leitet dich dein Geschmack und der Spaß deines Kindes bestätigt dich. Je mehr es an besonderen Elementen zu entdecken gibt, desto lieber wird dein Baby immer wieder danach greifen. Und oft ist es neben einem eingenähten Spiegelelement das kleine Stoffetikett am Rand, das unbeabsichtigt die meiste Aufmerksamkeit erhält. Manche dieser frühen Buch-Spiel-Opjekte bieten inhaltlich bereits erste sinnvolle Zusammenhänge, zu denen kleine Geschichten erzählt und gespielt werden können.  

 

  • Klein und handlich: „Buggybücher“

Sobald dein Kind frei sitzen kann, oder sich in aufrechter Haltung auf deinem Schoß längere Zeit wohlfühlt, macht es Spaß, gemeinsam Pappbilderbücher anzusehen. Sind die Bücher nicht größer als die ausgestreckte Kinderhand, so kann dein Kind schon bald selbstständig blättern und erlernt damit die erste Basiskompetenz des Büchergebrauchs und späteren Lesens. Wenn es dabei noch etwas Weiches/Raues/Glattes/Rutschiges zu erspüren gibt, ein Teil gedrückt werden kann und quitscht oder Finger zur Ergänzung durch Löcher gestreckt werden und so zu Beinen, oder ganzen Tieren werden, dann ist das erste Lieblingsbuch zum gemeinsamen Entdecken schnell gefunden. Der Übergang vom Spielzeug zum Buch ist fließend, darüber macht sich dein Kind nicht die geringsten Gedanken! Je größer der Variantenreichtum, umso vielfältiger das wertvolle Futter für die Sinne deines Babys.

 

  • Umfangreich und lebendig: Wortschatz für die ganze Welt
Kleinkind mit Buch

Bild: Veronika Mayer-Miedl

Deine Begleitung und sprachliche Unterstützung sichert deinem Kind den Spracherwerb. Je weiter die Lallphase in das gezielte Erproben von Lauten und Lautfolgen voranschreitet, umso empfänglicher ist dein Baby für dein handlungsbegleitendes Sprechen im Alltag. Das „Baden in Sprache“ ist für die Sprachentfaltung genauso unabdingbar wie das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern. Sehen und Benennen – das ist ein Sprachspiel, das manche Babys mit ihren Erwachsenen ausdauernd verfolgen können, auch wenn alles mit dem ersten Universalwort „dada“ oder Ähnlichem bezeichnet wird. „Meine erste Sachen“, „Meine Spielsachen“, so heißen sie, die ersten “richtigen” Bücher für die Kleinen, die in bunten Bildern ein Ding pro Seite darstellen, ohne Text und ganz einfach. Man könnte meinen, sie seien überflüssig, da nur Dinge dargestellt werden, die ohnehin in der Alltagswelt deines Kindes vorkommen. Doch in dieser aufnahmefähigen Entwicklungsphase sind sie für die Konzeptbildung (Verbindung von Wort und innerer Vorstellung des Begriffs) sehr nützlich und zeigen z.B. wie ein Ball noch aussehen kann, und trotzdem Ball genannt wird.

Klare, deutliche Darstellungen, die die Lebenswirklichkeit deines Kindes abbilden, wirst du wahrscheinlich bevorzugen. Immer interessanter werden Inhalte, die nicht oder nicht ständig in deiner Umgebung zur Verfügung stehen. Bald schon ist es dein Sprössling selbst, der dir vorgibt, welchen Inhalt das nächste Bilderbuch haben soll. „Autos, Bagger und Traktoren“ oder „Tiere am Bauernhof“? Sehr früh entwickelt dein Kind Interessen und Vorlieben, denen du in der Auswahl intuitiv folgen wirst.

 

Tipp zum Selbermachen:

Fotos bevorzugt? Bau deinem Kind selbst ein Buch!

Vielleicht hast du´s schon selbst bemerkt: Manche Babys sind ganz wild auf Fotos! Was läge da näher, als in einem kleinen Album selbst ein individuelles Bilderbuch zusammenzustellen. Ob eine einfache Sammlung von Schnappschüssen der Familienmitglieder oder eine eigene kleine Handlung: Besonders schön ist es für dein Kind, die vertrauten Plätze (Sandkiste, Rutsche, Wohnhaus) in einem Büchlein wiederzuerkennen. Je nach Alter kannst du auch eine kleine Geschichte (Ausflug zum Spielplatz, Tagesablauf, ins Bett gehen …) gestalten.

 

  • Erstes Vorlesen: Rhythmus und Reim

Einen sicheren Platz auf der Hitliste haben oft gereimte Bilderbücher. Als Beispiel sei „Friedlich schlafen kleine Drachen“ von Paul Maar genannt. Neben täglich praktizierten überlieferten Kniereitern, Fingerspielen und Bewegungsreimen wird dein Kind anfangs das Spiel mit Rhythmus und Klang am Vorlesen besonders lieben. Kurze Reime, deren Endsilbe oder Reimwort von sprechfreudigen Kindern bald mitgeplaudert wird, machen euch beiden großen Spaß. Die gute alte „Henriette Bimmelbahn“ (James Krüss, Pappausgabe) kann wie obengenanntes Buch zur beliebten Begleiterin eures Gute-Nacht-Rituals werden.

Erste simple Geschichten kann dein Kind ab eineinhalb Jahren kennenlernen und nachvollziehen, die Aufforderung „Noch einmal!“ festigt das Gehörte im Gedächtnis und spricht für eine gemeinsame Buchentscheidung. Das „interaktive“ Büchlein „Klopf an“ von Antje Tidholm überzeugt in seiner Einfachheit. „Kugelrund und kunterbunt“ von Daniel Kratzke bietet neben vielen Eigenschaftswörtern ebenso eine kleine Geschichte. Schön ist es, wenn sich dein Kind in irgendeinem Teil des Bilderbuches wiedererkennen und eine gedankliche Verbindung zur eigenen Welt herstellen kann. Für den gemeinsamen Besuch in der Buchhandlung und Bibliothek brauchst du zwar möglicherweise gute Nerven und viel Zeit, und die gemeinsame Auswahl klappt nicht immer, doch sich Zeit nehmen und manches Buch gleich an Ort und Stelle erproben, lohnt sich in den meisten Fällen!

Dein/e BuchhändlerIn oder BibliothekarIn stehen dir gern mit Rat zur Seite.

 

  • Erstes Bilderlesen: Farbe und Form
Lachendes Kleinkind mit Buch

Bild: Veronika Mayer-Miedl

Zum unerschrockenen Eroberer der Wimmel-Welt wird dein Kind ab ungefähr 2 Jahren. Wimmelbücher sind meist großformatig und aus Pappe, der Name kommt vom „Gewimmel“ der unzähligen Personen und Tieren, die die Seiten bevölkern und für viele oft miteinander verbundene Geschichten sorgen. Ali Mitgutsch hat Anfang der 70er Jahre den Prototyp des Wimmelbuchs geschaffen.

Unangefochtene Stars im aktuell breiten Angebot sind die Jahreszeiten-Wimmelbücher von R. S. Berner. Sie bestechen durch klare kräftige Farben und eindeutige Formen, die ein problemloses Bilderlesen ermöglichen. Ihr entdeckt darin gemeinsam ganze romanhafte Ereignisse und Entwicklungen über längere Zeitspannen (Jahreszeiten) hinweg: Ein Kindergarten wird gebaut, kleine Unfälle passieren, Haustiere und Dinge gehen verloren und werden wiedergefunden. Ehen werden geschlossen, Kinder geboren. Vieles von dem passiert im Hintergrund und du bist gefordert mitzudenken und Schlüsse zu ziehen.

Je herausfordernder und anfangs rätselhaft die Bilder sind, umso interessanter wird euer Dialog verlaufen. Qualitätvolle Wimmelbücher erkennt man daran, dass beispielsweise die Gefühlslage der Figuren am Gesichtsausdruck ablesbar ist.

Dein Kind wird durchs Betrachten und Entschlüsseln angeregt, selbst Erlebtes in Worte zu fassen. Dieser Denkschritt des „dekontextualisierten“ Sprechens, also des Erzählens von Dingen, die mit der momentanen Situation nicht in unmittelbarem Zusammenhang stehen, ist eine großartige gedankliche Leistung deines Kindes! Und die Voraussetzung für jedes spätere Geschichtenschreiben in der Schule.