Ein gut gefüllter Pickick-Korb, eine bunte Decke, gute Stimmung und viele Freunde, die zur Speisenvielfalt beitragen – es braucht nicht viel für einen gelungenen Nachmittag oder Picknick-Brunch im angehenden Sommer.
Es ließe sich wohl heiß argumentieren, warum das Picknick dem Grillen weit vorzuziehen ist. Wie schön ist schon alleine der Gedanke, mitten auf der Wiese zu sitzen, den Blickwinkel zu wechseln und die Natur einmal aus Ameisen-Perspektive zu betrachten. Das Gras, die Blumen und die winzigen Tiere, die hier leben, sind plötzlich viel präsenter und in dieser Unmittelbarkeit haben wir mehr Zeit, ihnen die Aufmerksamkeit zu widmen, die wir ihnen sonst verweigern.
Gleichzeitig begegnen sich alle Gäste auf Augenhöhe begegnen. Schon im alten Japan wurden Teehäuser so gebaut, dass sich jeder Gast bücken musste, um einzutreten, und am Boden saß – ob Landlord oder Bauer, das Teehaus behandelte alle gleich. Ähnlich beim Picknick, wo die flache Hierarchie bis zum Rand der Picknick-Decken reicht.
Das Grillen bietet dazu einen scharfen Kontrast. Die Meister der Grillfeier sind oft die Männer, die das Feuer hüten und dafür sorgen, dass das Fleisch auch gut wird. Unsichtbar ist die Vorarbeit, die meist von den Frauen in der Küche geliefert wurde. Es ist wohl auch mit viel Stolz verbunden, wenn der Grillmeister jeden Gast einzeln bedienen darf und die Herrschaft darüber hat, welches Grillgut schon bereit zum Verzehr ist und welches noch länger seine Aufmerksamkeit braucht. Hier kommt das Urtümliche des Menschen heraus – der Jäger der Steinzeit, der seine Beute am Feuer zubereitet und so die große Familie nähren kann. Diese Bilder begleiten jede Grillfeier – und verfestigen, gewollt oder nicht, auch stereotype, die vielerorts schon gar nicht mehr gesellschaftsfähig sind. Schließlich waren schon in der Steinzeit auch die Sammlerinnen vorwiegend für das Überleben verantwortlich – Nüsse und Samen waren eine gesicherte Einkunft. Ob der Mann mit Beute heimkam, war nicht immer so sicher.
So stellt das Picknick doch viel stärker die neue Art des Miteinander dar. Jeder Gast beteiligt sich gleichermaßen, die Rollen sind nicht voneinander abgehoben oder nach Geschlechtern aufgeteilt und der Natur tut es gut. Denn ökologisch ist eine Grillfeier nicht wirklich. Der Fleischkonsum steigt auf seinen Höhepunkt an, das Grillgut hat selten eine FSC- oder DIN-Zertifizierung und auch die Brandbeschleuniger sind umweltschädlich. Von Einweg-Grills gar nicht zu reden.
Das Picknick ist da zeitgemäßer – und man sollte es sich viel öfter gönnen. Ein Picknick-Korb, eine Decke und ein kurzer Marsch zum nächsten Fluss, neben dessen Plätschern es sich gut Stunde um Stunde verbringen lässt – mehr braucht es nicht, und kann doch so schön sein.
Manuela Hoflehner