Der grünen Eco-Mode, DIY und dem nachhaltigen Lebensstil hat sich die oberösterreichische Textildesignerin Sonja Wöhrenschimmel-Wahl (42) verschrieben.
Sie ist Textilkünstlerin mit internationalem Anspruch, Mutter zweier Söhne, grüne Gemeinderätin und Buchautorin. Die kreative Oberösterreicherin wird nicht müde, sich für ihre Überzeugungen zu engagieren. Grünschnabel hat mit der umtriebigen „Rebellin“, wie sie sich selbst beschreibt, ein Interview geführt.
Wie kamen Sie auf die Idee aus alten, ungeliebten und ungenutzten Kleidungsstücken neue Lieblingsstücke zu kreieren?
Schon meine Eltern waren Selbermacher, das war früher so. Ich hab als Kind genäht, bin mit 18 auf Flohmärkte gegangen und habe mir Kleidung als Stoffquelle gekauft, um sie zu zerschneiden. Während meines Studiums „Textilkunst & Design“ an der Kunstuni Linz habe ich dann in diese Richtung weiterexperimentiert.
Heuer ist Ihr Buch mit sehr vielfältigen Ideen zum Selberschneidern für Anfänger und Profis rund ums Thema ReDesign erschienen.
Daran habe ich einige Jahre gearbeitet, weil ich wollte, dass es vom Niveau sehr hochwertig wahrgenommen wird. ReDesign-Mode darf ruhig nach Design ausschauen.
Darin geben Sie auch Tipps zu Inspiration, Farbe und Stil – ein neues Steckenpferd?
Ja, ich habe vor kurzem meine Ausbildung zur Farb- und Stilberaterin abgeschlossen und habe jetzt dazu einen neuen Workshop kreiert, der mir viel Freude macht. Leider ziehen wir ja nur ungefähr 20 Prozent von dem an, was in unserem Kleiderschrank hängt.
Und wie kann man das ändern?
Bei der Beratung schaue ich, was da ist und konzipiere sozusagen im Kopf eine eigene kleine Kollektion passend auf genau diese eine Person. Bei diesen Style-Workshops erlebe ich, dass vor allem Frauen oft ein Aha-Erlebnis haben. Viele trauen sich nicht, sich schick zu kleiden und bleiben deshalb lieber unauffällig. Ich möchte den Leuten Mut machen, sich mit den richtigen Farben und Schnitten ihre Vorzüge und Individualität zu zeigen. Deshalb gibt es jetzt auch noch kein konkretes neues Buchprojekt, weil ich momentan gerne direkt mit Leuten arbeite.
Wenn man aus allem etwas Neues machen kann, wird man da nicht schnell zum Jäger und Sammler?
Ja, da kann man schon zum Messie werden. Früher habe ich ganze Berge an Kleidung als Stoffquelle gesammelt, aber heute schaue ich viel gezielter.
Wie unterscheiden Sie ReDesign und Upcycling?
ReDesign ist die Möglichkeit aus etwas Bestehendem neues Design zu schaffen, das auch international bestehen kann. Upcycling ist für mich etwas zu behübschen, eher unmotiviert zusammennähen.
Wie würden Sie sich als Mensch selbst beschreiben?
Direkt, kreativ, vielseitig interessiert, aktiv und eher eine Rebellin.
Schneidern Sie für Ihre beiden Söhne (8 und 10) auch alles selbst?
Ich sehe das entspannt, das ist eine Mischung aus Gebrauchtem, Überarbeitetem und Neuem – die beiden haben da natürlich Mitspracherecht. Wenn sie einmal einen besonderen Sweater oder schöne Sportschuhe wollen, bekommen sie die auch.
Ist das Thema Selbermachen und Nachhaltigkeit generell ein Thema in Ihrem Leben?
Ja, schon. Ich mache mir zum Beispiel meine Kosmetika selbst und mein Mann ist Biobauer, der ist ohnehin ein Selbermacher. Momentan habe ich auch gerade das Brotbacken für mich entdeckt. Als Gemeinderätin für die Grünen sind mir diese Themen natürlich auch nahe.
Bleibt bei so viel Aktivitäten noch Zeit für Hobbys?
Ich lese gerne, marschiere jeden Tag eine Stunde durch die Landschaft. Auch das „Ohne-Anspruch-nur-für-mich-zeichnen“ habe ich gerade wieder entdeckt. Das tut mir einfach gut.
Buchtipp: „ReDesign“. Neues nähen aus alten Kleidern. Haupt-Verlag. Bern, 2016.
Näheres über Sonja Wöhrenschimmel-Wahl sowie ihre ReDesign- und Style-Workshops finden Sie unter www.fraujonason.com.