Für Eltern, die ihre Kinder ins Leben begleiten ist es eine wichtige Aufgabe, eine sichere Bindung aufzubauen. Katharina Maderthaner über den Spagat zwischen Verbundenheit einerseits und Loslassen-Können andererseits.
Sicher gebunden zu sein bedeutet, dass ein Kind eine starke Beziehung zu seinen Hauptbezugspersonen hat, die dem Kind das Gefühl geben, gehalten, geborgen und sicher zu sein. Ein Kind, das dieses Gefühl sicherer Bindung spürt, traut sich neugierig in die Welt hinauszugehen. Es weiß, dass es von den Eltern geliebt wird, seine Forscherfreude unterstützt wird und es wieder in die sicheren Arme der Eltern zurückkommen kann.
Ein Kind, das eine solche sichere Basis nicht hat, neigt eher dazu, zu klammern – es kann sich nicht darauf verlassen, dass die Eltern da sind, wenn es von ihnen weggeht, um die Welt zu erkunden. Es ist Neuem gegenüber ängstlicher, eher passiv und lernt dadurch auch weniger als neugierig forschende Kinder.
In Beziehungen verwurzelt
Sichere Bindung wächst bereits in der ersten Lebenszeit durch die Erfahrung, dass die Eltern ihr Kind lieben und annehmen. Von Geburt an zeigt jedes Kind seine Bedürfnisse und sein Befinden durch feine Signale. Reagieren die Eltern rasch und passend auf die Signale des Kindes, lernt es dadurch, dass seine Bedürfnisse gesehen und beantwortet werden. Auf diese Weise verlässliche Bezugspersonen geben dem Baby durch ihre Fürsorge und ihre einfühlsamen Reaktionen Halt, es fühlt sich sicher in der Welt. Es hat Vertrauen zu den Eltern und kann dadurch später auch in sich selbst vertrauen.
Hinaus aufs „offene Meer“
Das Kind wendet sich immer aufmerksamer seiner Umwelt zu, krabbelt, lernt gehen und zieht immer weitere Kreise. Spätestens in der Kindergarten- und Schulzeit verbringt das Kind größere Teile des Tages ohne die Eltern. Durch die Gewissheit, jederzeit in den sicheren Hafen der Eltern zurückkehren zu können, fühlt sich ein Kind frei und sicher, die Welt zu erforschen. Wenn es sicher sein kann, dass Mama/Papa verlässlich da sind, kann es sich wegtrauen und sein Lernbedürfnis stillen. Es weiß, dass es jederzeit zurückkommen kann, wenn es Schutz und Zuwendung braucht.
Ideen für den Alltag
- Nimm die Signale deines Babys ernst: Wie fühlt sich das Baby? Was braucht es? Antworte auf sein Befinden und stille sein Bedürfnis, ohne es allzu lange warten zu lassen, zum Beispiel: „Oh, jetzt hast du dich erschrocken!“ oder „Ich weiß, du hast Hunger. Ich nehme dich gleich hoch und du kannst trinken.“
- Auch wenn alle Bedürfnisse gestillt sind, kann ein Baby weinen. Es möchte dir von seinen Gefühlen erzählen. Sei für dein weinendes Baby da und ermögliche es ihm durch deine Nähe und dein Da-Sein zur Ruhe zu kommen.
- In Abschiedssituationen lass dem Kind Zeit, sich langsam von dir abzulösen. Gehst du ohne Vorankündigung weg, während es abgelenkt ist, wird es verunsichert sein und sich später an dich klammern, da es Angst hat, du könntest jederzeit wieder verschwinden.
- Unterstütze das Erkunden deines Kindes, wenn es selbständig die Welt erforschen möchte, indem du es ermutigst: Freu dich an deinem Entdecker, beobachte ihn, sei einfach da und biete wenn nötig Hilfe an. Ihr könnt auch gemeinsam Abenteuer erleben. Trau deinem Kind etwas zu!
- Wenn dein Kind zurückkommen möchte, braucht es Zuwendung, Aufmerksamkeit und vielleicht Trost. Elternaufgabe ist es, dein Kind mit offenen Armen zu empfangen. Hilf ihm, seine Emotionen zu halten und lass es wissen, dass du es liebst, beschützt, Geborgenheit bietest und es verstehst.
Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)